Hauptmenü FIRETALK Banner | | 'wax.at im Gespräch mit OBR Warta Der Kommandant des NÖ KHD gab uns ein Interview
'Wax.at: Danke daß du dir für uns etwas zeit genommen hast. Eventuell
könntest du dich selbst bei unseren Lesern vorstellen und kurz deinen Werdegang
in der Feuerwehr umreißen?
OBR Warta:
Ich war im Jahr 1965 als
KFZ-Mechanikerlehrling bei der Firma VW-Leopold Bosch in Hainfeld tätig und
konnte während der Hochwasserkatastrophe in diesem Jahr mit meinem Mofa nicht zu
meiner Arbeitsstätte fahren, da die Bundesstraße im Traisental mehrmals
überschwemmt und damit unterbrochen war. Die Feuerwehr Hohenberg war gerade bei
einer Brücke dabei eine Verklausung herauszuheben, da der Brückenkopf schon
unterspült war - dadurch begann ich mich für die Tätigkeit der Feuerwehr zu
interessieren. Diese Arbeit hat mich als damals 16-jähriger sehr beeindruckt und
ich sah damals erst den tieferen Sinn der Feuerwehrtätigkeit. Bis dahin kannte
ich ja auch nur Sprüche über, "das Biergläser stemmen", was angeblich die
Haupttätigkeit der Feuerwehr wäre! Dazu sollte man wissen, dass ich vom
Elternhaus her als Vereinsgegner, damit natürlich auch als ein Gegner der
Feuerwehr erzogen worden bin, denn von meiner Familie wurde die Ansicht
vertreten, dass in diesen Vereinigungen ja sowieso nur Alkoholkonsum maßgeblich
sei. Ich lernte also bei diesem Hochwasser die andere Seite einer solchen
Organisation, am Beispiel der Feuerwehr kennen. Damit war meine Mitgliedschaft
bei der Feuerwehr Hohenberg besiegelt. Vielleicht habe ich auch durch dieses
Erlebnis, heute einen besonderen Hang zum Wasserdienst.
In weiterer Folge
wurde ich in der Feuerwehr Hohenberg als Fahrmeister und später dann als
Gruppenkommandant eingesetzt. Ich führte damals im Jahre 1975 nach längerem
pausieren die Wettkampfgruppe wieder ein und wir traten damals mit einer Gruppe
in Langenlois bei heftigem Gewitter an. Es war ein steiniger Weg, die
Notwendigkeit einer Bewerbsgruppe in der Feuerwehr Hohenberg meinen älteren
Kameraden schmackhaft zu machen. Am 5. Jänner 1976 wurde ich dann zum
Feuerwehrkommandanten gewählt und ich war damals mit 27 Jahren einer der
jüngsten Feuerwehrkommandanten. Ein Kommentar eines ranghohen
Feuerwehroffiziers, den ich zufällig bei den Landesleistungsbewerben in
Waidhofen/Ybbs mithören konnte: " Jetzt haben wir Kinder auch schon als
Feuerwehrkommandanten". Zur damaligen Zeit dominierten ältere Jahrgänge als
Feuerwehrkommandanten und man wurde als "Junger" in dieser Funktion von Bezirks-
und Landesseite sehr kritisch beobachtet.
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Im August 1981, nach dem Ableben meines Vorbildes ABI Hans Schweiger der FF
St. Aegyd wurde ich zum Unterabschnittsfeuerwehrkommandanten gewählt und am 17.
Dezember 1984 habe ich die Nachfolge von OBR Ing. Franz DADAK als
Abschnittsfeuerwehrkommandant angetreten. Schließlich wurde ich dann am 21. März
1986 zum Bezirksfeuerwehrkommandanten gewählt. Am 29. März 1996 wurde ich in den
Landesfeuerwehrrat gewählt und vertrete das Viertel ober dem Wienerwald als
Feuerwehrviertelsvertreter. Seit dem Jahre 1987 bin ich im
Katastrophenhilfsdienst (ehem. FUB-Dienst) als KDT-STV tätig, schließlich habe
ich im April 1996 die Agenden des Kommandanten des KHD NÖ
übernommen. Sicherlich viel Arbeit, die ich mir mit diesen vielen Funktionen
aufgehalst habe, aber es hat nicht nur Schattenseiten gegeben, sondern für mich
überwiegen schließlich die schönen erfolgreichen Seiten.
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Wax.at : Als Kommandant der FF
Hohenberg bist du ja auch der Chef einer ganz normalen ländlichen Feuerwehr. Wo
liegen die dringlichsten Probleme für dich als Feuerwehrkommandant in deiner
Feuerwehr?
OBR Warta: Grundsätzlich möchte ich einmal
feststellen, dass man als Feuerwehrkommandant, gerade mit diesen vielen
Funktionen, eines nicht vernachlässigen darf: Das ist der sogenannte Faden zur
Basis, zu meiner Mannschaft also. Dieser Faden darf nicht abreißen und ich
meine, man muss immer laufend am letzten Stand bleiben und auch immer beweisen
können, wozu man selbst im Stande ist. Ich meine damit gerade die so wichtige
Ausbildung. Ich darf doch nicht glauben, dass ich von meiner Mannschaft
irgendetwas verlangen kann, das ich selbst nicht im geringsten beherrsche. Mein
Motto also, selbst vorzeigen und dann erst von den anderen verlangen. Die
Tageseinsatzbereitschaft war für mich schon immer eines der wichtigsten
Anliegen. Weit über 70 % der Feuerwehrmitglieder unseres Bezirkes finden
außerhalb des Wohnsitzes ihren Arbeitsplatz vor. Daher war für mich immer ein
Gebot gültig: Jeder (Mann/Frau) der (die) mithelfen und "mithackeln" will in der
Feuerwehr, darf nicht daran gehindert oder aufgehalten werden. Sie wurden von
mir alle noch aufgenommen, ganz egal was er (sie) ist und wie er (sie) denkt und
welche persönliche Einstellung die Mitglieder haben. Je mehr Mitglieder in der
Feuerwehr, desto eher also die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft.
Die Alarmierung weiters war schon vor vielen Jahren ein Herzenswunsch und
ich glaube, dass auch das Funktionieren dieses Alarmierungssystems wesentlich
zur Tagesbereitschaft in unserem Bezirk beiträgt. Weiters ist auch wichtig, dass
immer ein guter Draht seitens des Feuerwehrkommandos zu den Firmen, in denen
unsere Feuerwehrmitglieder beschäftigt sind, bestehen muss. Aber auch die
Gemeinde muss ihren Beitrag leisten. In der Gemeinde Hohenberg funktioniert dies
sehr gut und dafür bin ich besonders dankbar. Es gibt in Hohenberg bei
Brandeinsätzen, bei schweren Verkehrsunfällen oder im Katastrophenfall kein
einziges Feuerwehrmitglied, das unter Umständen einen Verdienstentgang zu
beklagen haben wird. Das wird bei uns in Hohenberg von der Gemeinde übernommen.
Ich aber garantiere dafür, dass kein Missbrauch entsteht. Mitglieder die nicht
mehr am Einsatzort benötigt werden, werden wieder heim geschickt bzw. gehen zu
ihrem Arbeitsplatz zurück. Die Finanzierung des Feuerwehrwesens ist
sicherlich ein großes Problem. In meiner Feuerwehr genauso wie in anderen
Gemeinden. Ich glaube aber, dass wir auch hinkünftig nur gemeinsam, nämlich
Gemeinde und Feuerwehr das Feuerwehrwesen finanzieren werden können. Das heißt,
ohne Feste, Sammlungen und Spenden werden wir nicht das Auslangen finden. Wir
müssen ja die Finanzsituation unserer Gemeinden sehen, wo in den letzten Jahren
durch Firmenabwanderung und Einbußen von wichtigen Gemeindeeinnahmen ( z.B.
wegen verminderter Einwohneranzahl oder Wegfallen der Getränkesteuer) das
Gemeindebudget weit geringer geworden ist.
Wax.at: In der FF
Hohenberg sind ja auch schon seit Jahren Frauen im Aktivstand. Wie würdest du
allgemein die Stellung der Frau in der Feuerwehr beschreiben?
OBR
Warta: Für mich persönlich war die "Frau in der Feuerwehr" immer ein
Thema. Jedes weibliche Mitglied ist herzlich willkommen, muss die Ausbildung
mitmachen und auch bei den Einsatztätigkeiten ihre Kenntnisse und Fähigkeiten
einsetzen. Jeder, der in derFeuerwehr das anders sieht, kann aber auch nicht
über seine personelle Einsatzbereitschaft klagen wenn er erst gar nicht bereit
ist, Frauen in die Feuerwehr aufzunehmen. Ich habe einmal vernommen, dass es
eine Feuerwehr gibt, die sogar im Feuerwehrkommando beschlossen hat Frauen nicht
aufzunehmen. Solche Beschlüsse finde ich ganz arg, richten sie sich doch gegen
die Gleichberechtigung und gegen einschlägige gesetzliche Bestimmungen. So ein
Denken und Vorgehen haben wir in unserer Demokratie und schon gar nicht in der
Feuerwehr notwendig. Ich gestehe, ich habe solche Anschauungen auch nie
aufkommen lassen. In unserer Feuerwehr in Hohenberg wird jede Frau die bereit
ist Feuerwehrdienst zu leisten, aufgenommen. Bei unseren Festen sind ja unsere
Frauen auch gut genug zum Helfen. <!--pagebreak--> Wax.at: Als
Bezirkskommandant von Lilienfeld sind in deinem Zuständigkeitsbereich 25
Feuerwehren in 2 Abschnittskommanden. Verglichen mit anderen Bezirken ist dies
eine sehr geringe Zahl. Sind auch die Einsatzzahlen gering? Im Bezirk gibt es ja
nur wenige Industriestandorte und abgesehen von der B18 und der B20 auch keine
relevanten Straßenzüge?
OBR Warta: Wir sind zwar, was die Einwohneranzahl betrifft, der
kleinste Bezirk von Niederösterreich mit unseren ca. 28.000 Einwohnern in 14
Gemeinden. Ich stelle dazu aber fest, dass wir im Bezirk mit unseren 25
Feuerwehren und 1.600 Mitgliedern das gleiche und sogar teilweise mehr als
andere Bezirke zu leisten haben. Wir haben ein Einsatzaufkommen von ca. 1.100
Gesamteinsätzen pro Jahr. Andere Bezirke haben zum Beispiel mit 4.500
Mitgliedern und 120 Feuerwehren weit weniger Gesamteinsätze aufzuweisen. Diese
Einsatzzahlen entstehen dadurch, dass die Bevölkerung unseres Bezirkes sehr gut
über die technischen Möglichkeiten der Feuerwehr informiert ist und daher diese
auch in entsprechender Weise annimmt. Des weiteren werden auch von den
Feuerwehren sämtliche Einsätze mittels Statistik gemeldet. Dass es in unserem
Bezirk auch zu größeren Einsätzen kommen kann, musste ja gerade auch in den
letzen Jahren zur Kenntnis genommen werden. Nicht nur in Donaunähe gibt es
Hochwasserkatastrophen zu bewältigen. Auch bei uns sind solche Einsätze nun fast
jährlich zu bewältigen. LKW- Unfälle und auch Tankwagenunfälle sind nicht nur
auf der Autobahn zu beklagen, das gibt es auch bei uns. Denken wir an unsere
Passstraßen am Gerichtsberg, Ochsattel, Annaberg oder Josefsberg. |
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| Wo wir bei solchen Katastrophen und schweren
Verkehrsunfällen noch Aufholbedarf haben ist in der psychologische Betreuung.
Das heißt, dass wir noch lernen müssen automatisch fachkundiges Personal (und
über solches verfügen wir) zum Einsatzort zu alarmieren. Aufgabe wird es sein in
der Ausbildung darauf hinzuweisen, dass die Einsatzleiter und die
Feuerwehrkommandanten im Einsatzfalle daran denken müssen auch solches Personal
anzufordern. Die Betreuung der beteiligten und verunfallten Personen während des
Einsatzes und nach dem Einsatz, aber auch die psychologische Betreuung unserer
Einsatzkräfte, das alles ist mir persönlich ein ganz wichtiges Anliegen.
Wax.at: Einige dieser Feuerwehren sind sogenannte.
"KLF-Feuerwehren". Haben diese Feuerwehren überhaupt einen Sinn ? Wäre es nicht
besser z.B. in einer Ortschaft eine gut ausgerüstete Feuerwehr zu haben als 3
Kleinstfeuerwehren mit Mindestausrüstung?
OBR Warta: Diese
Frage stellt sich für mich in keinster Weise. Eine sogenannte Zusammenlegung der
Feuerwehren innerhalb eines Gemeindegebietes wird nicht funktionieren. Ich bin
diesbezüglich schon mehrmals von Gemeindepolitikern angesprochen worden, bzw.
wurden von diesen gerade vor der Hochwasserkatastrophe 1997 solche Vorstellungen
geäußert. Durch solche Zusammenlegungen würde man sehr viel zerstören und nicht
jedes Feuerwehrmitglied wäre dann bereit, einige Kilometer weiter aus seiner
Katastralgemeinde hinaus zur nächsten Feuerwehr mit seinem Privat-PKW zu fahren.
Man würde auch mancher Katastrale etwas wesentliches wegnehmen und sie damit
entmündigen und dezimieren. Das wäre sicherlich für das Feuerwehrwesen nicht
gut, auch nicht gut für die Einwohner einer solchen Katastrale und schon gar
nicht für die zuständigen Gemeindemandatare und Bürgermeister. Auflösen oder
zusammenlegen von Feuerwehren kann nicht der Bezirksfeuerwehrkommandant, sondern
nur die betreffenden Feuerwehren oder der zuständige Bürgermeister selbst. Wir
haben nur einige Gemeinden im Bezirk Lilienfeld wo maximal 3 Feuerwehren
vorhanden sind und die gesetzliche Mindestausrüstung für Feuerwehrgerätschaften
ist nicht auf jede einzelne Feuerwehr bezogen, sondern diese
Mindestausrüstungsverordnung bezieht sich auf das gesamte Gemeindegebiet. Das
Gerät muß also vom Bürgermeister im Einvernehmen mit seinen
Feuerwehrkommandanten aufgeteilt werden. Es ginge also lediglich um die
Mannausrüstung - Bekleidung - Helm - Einsatzschuhe- Uniformen und bei der
Zusammenlegung von Feuerwehren war ja niemals die Rede von der Abmeldung von
Feuerwehrmitgliedern. Also würde der Mannschaftsstand theoretisch gleich bleiben
und so würde daher auch diese Mannausrüstung sowieso benötigt
werden.
Beim Hochwasser 1997 haben wir gesehen, wie wichtig es war, in
unseren einzelnen Katastralen eine Feuerwehr zu haben. Der erste Anlaufpunkt der
Bevölkerung war das Feuerwehrhaus und die einzelnen Katastralen waren
untereinander durch Überflutungen und weggerissenen Straßenteilen abgeschnitten
gewesen. Außerdem, wenn wir hinkünftig mit noch weniger Feuerwehren das
Auslangen finden müßten, komme ich wiederum auf die Tageseinsatzbereitschaft
zurück und wie sollen wir mit noch weniger Feuerwehren einen funktionierenden
Katastrophenhilfsdienst aufrechterhalten? Wir dürfen uns doch nicht nur auf die
Hilfe aus anderen Bezirken verlassen. Wir müssen auch selbst für den
Katastrophenhilfsdienst etwas beitragen und in anderen Bezirken zu Hilfe kommen,
wenn es notwendig ist. Das haben nach der eigenen Katastrophe 1997 unsere
Feuerwehren schon mehrmals bewiesen.
Noch ein Wort zu den
KLF-Feuerwehren: Wenn es diese nicht mehr geben würde in unserem Bezirk, dann
wäre einiges nicht mehr möglich. Es würden mir als BFKDT einige sehr gute
Funktionäre und Ausbilder fehlen. Wir wären nicht mehr im Stande selbst die
Außenlehrgänge wegen fehlendem Ausbildungspersonals durchzuführen. Auch das
sollte unbedingt von Kritikern betrachtet werden und die Ausbildungskosten
würden sich daher vervielfachen wenn wir von anderen Bezirken Ausbilder
anfordern müßten.
Wax.at: Von LBD Weissgärber wurdest du ja
1996 mit der Umbildung des KHD ( damals noch FUB-Dienst) betraut. Warum war eine
Umstrukturierung notwendig ?
OBR Warta: Die Umstrukturierung des FUB-Dienstes auf den heutigen
"Katastrophenhilfsdienst-Feuerwehr" (KHD-Feuerwehr) war deswegen erforderlich
geworden, da die alte Form und Organisation zu starr und zu unbeweglich geworden
war. Es musste daher eine Modifizierung nach den heutigen Zeit- und
Geräteerfordernissen vorgenommen werden. Dieser Auftrag des
Landesfeuerwehrkommandanten nach den Wahlen 1996 war für mich als neuer
Landesfeuerwehrrat eine Herausforderung. Man bedenke doch, dass der damalige
FUB-Dienst berechtigterweise schwer umstritten gewesen ist. Ich habe bei dieser
Umstrukturierung natürlich meine Vorgaben vom Chef, dem Herrn
Landesfeuerwehrkommandanten erhalten und aus diesen heraus die Umsetzung auf
Papier - Personal - und Praxis vornehmen müssen. |
| Es
war sehr schwierig, denn nicht alle Mitglieder und Funktionäre (auch der
Ehrenpräsident Sepp Kast hat dies hinterfragen müssen!) haben es anfangs
begriffen und umsetzen wollen. Alles braucht eben seine Zeit. Ich habe aber auch
Glück gehabt. Denn die Dienstanweisungen und die ersten Schulungen über den
KHD-Neu, die Bezirksführungsstäbe (BFÜST-Feuerwehr) und den Landesführungsstab
(LFÜST-Feuerwehr) waren gerade beendet, als die Hochwasserkatastrophe 1997 über
uns gekommen war. Ich bin heute sehr glücklich darüber, dass dieser Einsatz
tadellos funktionierte, obwohl mein Chef gar nicht hier sondern bei den
Internationalen Wettkämpfen in Dänemark war. Mein Grundsatz war, dass wir mit
unserem Feuerwehrwesen jederzeit und schnellstens in der Lage sind,
Einsatzkräfte zu mobilisieren, um zumindest in Niederösterreich jeden
Bezirksfeuerwehrkommandanten und jeden einzelnen Feuerwehrkommandanten zu
unterstützen und damit der betroffenen Bevölkerung eine wirksame Hilfestellung
anzubieten. Nur so werden wir auch unseren Spruch gerecht: "Unsere Freizeit für
die Sicherheit unserer Bevölkerung".
Wax.at: Bei den
Hochwassereinsätzen der letzten Jahre, bei Waldbränden am Anninger und in
Herrenstein und bei diversen anderen Einsätzen hat der KHD ja seine Schlagkraft
bewiesen. Mit welchen Problemen hat die Feuerwehr als Katastrophenschützer jetzt
zu tun ?
OBR Warta: Es wurden in der Vergangenheit Stimmen
laut, die dem Einsatzleiter der Feuerwehr, bzw. dem zuständigen Bürgermeister
noch eine übergeordnete Stelle vorschieben wollten. Meine Meinung ist, dass es
keinesfalls so weit kommen darf, dass die Feuerwehreinheiten von bezahlten
Beamten oder von Bundesheeroffizieren geführt und geleitet werden. Das soll
keine Herabwürdigung dieser Beamten sein, aber das Freiwillige Feuerwehrwesen
muss selbst in der Lage sein durch seine eigenen Führungskräfte geführt zu
werden. Wir wollen und müssen ganz eng mit unseren Bürgermeistern und mit dem
Bezirkshauptmann zusammenarbeiten, Lageinformationen über die vorliegenden
Schäden zu überbringen und behördliche Gesamtaufträge einholen. Diese
Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern und den Behördenleitern hat ja bei den
letzten Katastrophen schon ausgezeichnet funktioniert. Die Durchführung im
Einsatzgeschehen, das WIE muß noch immer der Feuerwehr, dem
Feuerwehrkommandanten und dem Bezirksfeuerwehrkommandanten überlassen bleiben.
Dazu benötigen wir auch keinen sogenannten "Technischen Einsatzleiter", wie er
im Projektteam der NÖ Landesregierung, Abtlg. Feuerwehr u. Zivilschutz-
Vorsitzender Dr. Schlichtinger, durch die NÖ Landesfeuerwehrschule (Ing.
Eingenschink und Ing. Staud ), der Bergrettung (Ladenbauer u. Lindenberg), dem
ÖRK ( Ing. Eigenschink als Landesrettungskommandant des ÖRK) und massiv vom
Österr. Bundesheer (Mjr Schmidinger) oder seitens des Zivilschutzverbandes
(Präsident Hans Klupper) gefordert wurde.
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Das würde dann so aussehen, daß seitens des zuständigen Bezirkshauptmannes
ein sogenannter "Technischer Einsatzleiter" (entweder von Feuerwehr-Bundesheer,
Rettung, Bergrettung, Landesfeuerwehrschule usw.) beauftragt wird und vor Ort in
der einzelnen Gemeinde eingesetzt und damit dem zuständigen Bürgermeister
vorgesetzt wird. Diese Möglichkeit wäre dann weiters auch im Katastrophenfall
auf Bezirksebene zur Anwendung gekommen . Dazu stellte ich bei den Sitzungen des
Projektteams immer wieder fest, dass eine solche Variante schon alleine auf
Grund der Tatsache dass sich keine Einsatzorganisation es gefallen lassen würde
durch Führungskräfte fremder Einsatzorganisationen geführt zu werden,
unvorstellbar ist. Weiters ist es für mich unvorstellbar, dass sich ein
Bürgermeister einen "Technischen Einsatzleiter" vorsetzen lässt. Die Gendarmerie
würde es sicherlich auch nicht gerne sehen, würde man ihr bei Alpineinsätzen
oder Suchaktionen einen Funktionär eines Vereines wie der Bergrettung vorsetzen.
Gerade in solchen Situationen, wo die Bevölkerung Hilfe benötigt, erwartet sich
jeder Einwohner Rat und Hilfe durch den gewählten Bürgermeister, der die besten
Lokal- und Personalkenntnisse von seiner Gemeinde hat.
| Wir (NÖ LFV - LBD Weissgärber und ich) sowie die
Vertreter der Bezirkshauptleute und die Gemeindevertreter haben sich über diesen
Vorschlag im Projektteam entschieden gewehrt und schließlich wurde dieser
Vorschlag von Herrn LR DI Josef PLANK aufgrund fehlender gesetzlicher Regelungen
und wegen entscheidender Haftungsfragen abgelehnt. Gott sei Dank. Die
Zusammenarbeit mit anderen Einsatzorganisationen hat bisher ja klaglos
funktioniert. Entscheidend ist nur das rechtzeitige Aufbauen von
Querverbindungen zu diesen Stellen. Dort wo diese Querverbindungen aufgebaut
wurden hat auch die Zusammenarbeit funktioniert. Ob dieser Vorschlag des
"Technischen Einsatzleiters" damit komplett vom Tisch ist, kann ich zwar nicht
garantieren, aber vorerst sind die Befürworterstimmen verstummt. Wir werden aber
weiter kämpfen und vor allem unsere Basis über solche Vorhaben
informieren. Nach meiner Ansicht wären sicherlich auch nicht die Kräfte von
den Rettungsorganisationen und der Bergrettung in den Bezirken einverstanden
gewesen, denn ich bin fest davon überzeugt, dass dieser Vorschlag ohne
Rücksprache mit der Basis dieser Organisationen vorgelegt worden ist. Ich sage
dazu immer, eine Rechnung ohne den Wirt macht man nicht.
<!--pagebreak--> wax.at: Aus aktuellem Anlass: Der Landtag hat ja der
Errichtung der neuen Landesfeuerwehrschule mit Gesamtkosten von EUR 36,4
Millionen zugestimmt. Worin siehst Du die Anforderungen an diese neue
Ausbildungsstätte und wie sehr wird die Feuerwehrschule Deiner Meinung nach
diesen Anforderungen schon gerecht bzw. wer legt eigentlich diese Anforderungen
fest?
OBR Warta: Die Errichtung einer neuen
Landesfeuerwehrschule ist notwendig, schon alleine deshalb, weil mitten im
Stadtgebiet von Tulln, zum Beispiel der Betrieb des Brandhauses unmöglich wurde
und die angrenzenden Einwohner durch diese Belästigung immer schwer in
Mitleidenschaft gezogen wurden. Außerdem wollen und brauchen wir für den
Ausbildungsbetrieb dringendst entsprechende Hallen, in denen die Ausbildung, von
der Jahreszeit unabhängig, durchgeführt werden kann und damit das
Lehrgangsprogramm leichter zu erstellen ist. Als wesentlichste Voraussetzung
sehe ich aber, dass das Ausbildungspersonal im Sinne der Feuerwehren und des
Landesfeuerwehrverbandes arbeitet, denn dafür wurde dessen Arbeitsplatz ja
schließlich geschaffen. Ich bin aber überzeugt, dass mit viel
Einfühlungsvermögen seitens der Funktionäre des NÖ Landesfeuerwehrverbandes
einerseits und der Abteilung IVW/4 und der Schulleitung mit ihrem
Ausbildungspersonal andererseits alles unternommen werden wird, dass die
gestellten Voraussetzungen und Ziele im Sinne des Feuerwehrwesens in der neuen
Landesfeuerwehrschule zustande gebracht werden. Eines ist aber noch offen und
darüber denke ich schon lange nach: Nämlich, ob der Name "NÖ
Landesfeuerwehrschule" bleibt, oder ob dafür bereits ein anderer Name seitens
der zuständigen Behörde, der NÖ Landesregierung vorgesehen ist? Wenn er nicht
bleibt, so hat das Feuerwehrwesen wiederum ein schönes Stück hergeben müssen. Am
Areal der neuen Feuerwehrschule werden weiters noch das Bürogebäude der
Abteilung Feuerwehr und Zivilschutz ( IVW/4), die Brandverhütungsstelle, der
Zivilschutzverband und schließlich ebenfalls in einem eigenen Gebäude das NÖ
Landesfeuerwehrkommando untergebracht sein. Das Grundstück und das Gebäude
für den Standort des NÖ Landesfeuerwehrkommandos gehören dem Verband. Für den
Schulneubau selbst ist seitens des Verbandes unser Landesfeuerwehrkommandant LBD
Wilfried Weissgärber im Baubeirat vertreten. Für den Neubau des NÖ LFKDO wurde
eine Arbeitsgruppe, unter dem Vorsitz des LFKTen, gegründet.
wax.at: Was wird die Zukunft bringen? Worin siehst Du die
dringlichsten Aufgaben für das NÖ Feuerwehrwesen? Welche persönlichen Ziele hast
Du Dir noch gesteckt?
Grundsätzlich muss ich dazu sagen, dass man der
Zukunft offen entgegensehen sollte und man die Dinge so anpacken sollte, dass
man Nägel mit Köpfen macht, immer am Boden der Realität vorgeht und dass die
Führungskräfte keine Schreibtischtäter werden, sondern mitten im
Einsatzgeschehen stehen. Ein wesentlicher Punkt den ich sehe ist eine praxisnahe
Funktionärsausbildung, die von erfahrenen und auch ausübenden kompetenten
Führungsfunktionären vorgetragen wird. Es sollten negative und positive Seiten
und auch solche Angelegenheiten behandelt werden, die nicht immer in einer
Dienstvorschrift oder Ausbildungsvorschrift herauszulesen sind. Ich meine also,
diese Ausbildung kann unmöglich vom Lehrpersonal der Landesfeuerwehrschule
vorgetragen werden, denn dieser Personenkreis ist mit diesen Themen überhaupt
nicht konfrontiert und schließlich müssen wir im Verband mit den neuen
Führungskräften arbeiten. Daher mein Wunsch, dass diese höheren Lehrgänge als
Wochenendlehrgänge vom Lehrgangsprogramm der Feuerwehrschule herausgenommen
werden und die Funktionäre des Landesfeuerwehrverbandes hier gefordert werden
Hand anzulegen.
Zur Frage meiner persönlichen Ziele möchte ich sagen,
dass ich immer ein Mitarbeiter und persönlicher Freund unseres
Landesfeuerwehrkommandanten Wilfried Weissgärber gewesen bin und sein werde. Die
Funktionsperiode läuft bis 2006 und bis dahin liegt noch viel Arbeit vor uns.
Wenn es die Feuerwehren meines Bezirkes wollen, so werde ich auch in der
nächsten Funktionsperiode mitarbeiten und gleiches gilt natürlich auch für meine
Funktionen auf Landesebene.
wax.at: Abschließend möchten wir
Dich noch fragen ob Du unseren Lesern noch etwas mit auf den Weg geben möchtest
oder Du vielleicht über Neuerungen, die uns in nächster Zeit betreffen werden,
berichten kannst?
OBR Warta: Ich wurde schon zu Beginn auf die
sogenannten KLF- Feuerwehren angesprochen. Es ist nun, so nehme ich an, eine
sehr gute Lösung mit der KLF- Variante 1:5 bis 3,5 Tonnen ( Führerschein Klasse
B) und mit der LF-Variante 1:8 und über 3,5 Tonnen ( Führerschein Klasse C) im
Landesfeuerwehrrat getroffen worden. Dieses Ergebnis ist auch ein Produkt der
Umfrageergebnisse an alle BFKDTen. Ich selbst habe diesen Umfragebogen an alle
Feuerwehren des Bezirkes Lilienfeld damals per Fax zur Beantwortung
weitergeleitet und auch alle beantwortet zurückerhalten um hier die Meinung
meiner Feuerwehrkommandanten einzuholen. Bei den KLF bedeutet dies natürlich
eine Änderung der Ausbildungsvorschrift und ein Umlernen bei den Feuerwehren,
die dann mit diesen KLF ausgerüstet werden.
Eine wesentliche Neuerung in
den nächsten Jahren ( ich nehme an, die nächsten 1 bis 15 Jahre) wird die
Umstellung der Einsatzbekleidung von grün auf dunkelblau sein. Dabei geht es um
die Farbe eigentlich nur in sekundärer Hinsicht, obwohl gerade darüber bei
unseren Feuerwehrmitgliedern am heftigsten diskutiert wird. Wesentlich ist der
erforderliche Mannschutz, der aufgrund des Stoffes geboten wird. Es wird die
Aufgabe jedes BFKDTen und seiner AFKDTen sein, diesbezügliche kritische Worte
von Feuerwehrmitgliedern anzuhören und sachlich zu beantworten. Der Fall
Gars/Kamp, eingehend in unserem Brand-Aus beschrieben, hat bewiesen, dass die
Schutzbekleidung eine wichtige Voraussetzung für unsere Feuerwehrmitglieder sein
muss, wenn wir Wert darauf legen, dass alle wiederum vom Einsatz gesund nach
Hause kommen.
Allen Lesern und Feuerwehrmitgliedern möchte ich nur
sagen, dass wir in Hinkunft bemüht sein müssen gute Mitglieder, mit Hausverstand
ausgestattet, zu erhalten, die ein kameradschaftliches Verständnis aufbringen
können und sich in der Gemeinschaft zurecht finden. Nicht das beste Gerät und
das modernste Feuerwehrfahrzeug ist von Entscheidung, sondern entscheidend ist
immer noch der Mensch - so auch in der Feuerwehr.
Wax.at: Wir danken Dir, lieber Helmut, recht herzlich,
dass Du Dir Zeit genommen hast all unsere Fragen zu beantworten. Wir wünschen
Dir für die Zukunft sowohl in privater als auch in feuerwehrmäßiger Hinsicht
Alles Gute und viel Erfolg und hoffen, dass Du das Feuerwehrwesen im Bezirk und
auch im Land NÖ noch weiterhin mit so viel Engagement unterstützt und mitträgst.
OBR Warta: Auch Ich möchte es zum Abschluss dieses Interviews
nicht verabsäumen Euch, dem WAX-MM-Team auf Bezirksebene sowie dem gesamten
wax.at-Team ein großes Lob für Eure unentgeltlich geleistete
Öffentlichkeitsarbeit auszusprechen. Öffentlichkeitsarbeit, die schließlich dem
Freiwilligen Feuerwehrwesen sehr zugute kommt. Ich weiß, dass Ihr Eure Beiträge
über die Feuerwehr immer sachlich und ehrlich dargelegt habt. Dafür danke ich
Euch herzlichst mit dem Ersuchen, diese Arbeit in diesem Stile weiter zu führen.
Wax.at: Vielen Dank!
Copyright © by wax.AT - Das Portal für Feuerwehr und Rettungsdienst Alle Rechte vorbehalten. Publiziert am: 2005-01-30 (12128 mal gelesen) [ Zurück ] |
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