Der Peer setzt sich durch!
'Verkehrsunfall auf der Autobahn - 8 Tote; Zugsunglück - 4 Tote; Autobusunfall -
6 Jugendliche getötet ; Motorradunfall - 1 Toter, 2 Schwerverletzte; Hochwasser
- Menschen verlieren ihr Hab und Gut. Aber auch weniger Spektakuläres:
Herzinfarkt , Schlaganfall, Plötzlicher Kindstod, Selbstmordversuch;....
Innerhalb kürzester Zeit sind die Helfer zur Stelle. Konfrontiert mit einer
lebensbedrohlichen Situationen. Innerhalb weniger Minuten hat der Helfer zu
entscheiden welche Maßnahmen er ergreift - Stress pur! Gut geschult durch
Fortbildungen und ständige Übungen arbeitet er bis zum Unfallen, sachlich, ruhig
und überlegt. Aber nicht immer ist seine Arbeit von Erfolg gekrönt. Dann kommt
die Nacht! Bilder des Geschehens erscheinen in seinen Träumen. Schweißgebadet
wacht er auf "Habe ich wirklich alles richtig gemacht? - warum habe gerade ich
Dienst gehabt? - Musste der Unfall gerade im Bereich unserer Dienststelle
passieren? Bin ich überhaupt als geeignet?" Die nächsten Tage und Wochen sind
eine schlimme Zeit. Psychische Reaktionen wie Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit,
immer wiederkehrendes Erleben der Situation stellen sich ein. Oft genug ist das
der Grund, dass einerdas Handtuch wirft und seine ehrenamtliche Funktion
aufgibt.
In den letzten Jahren hat man diese Belastung der Rettungskräfte
erkannt und die Einrichtung der Peers geschaffen. Es sind dies "normale"
Rettungssanitäter oder Feuerwehrmänner - also Kollegen, Kameraden - die von
Psychologen geschult werden, solche Nachwirkungen bei den Kameraden zu erkennen,
in Einzel- oder Gruppengesprächen nach belastenden Ereignissen die
Kollegenschaft auf mögliche psychische Folgen aufmerksam machen und im
Bedarfsfall den - oder die Kameraden einer psychologischen Hilfe zuführen. Ein
Peer ist weder Psychiater noch Psychotherapeut. Er ist lediglich ein
Ansprechpartner für Kollegen, die Probleme jeglicher Art in der Ausübung ihres
Dienstes haben - ein Beichtvater oder guter Freund und Zuhörer. Er weiß um
Problemsituationen und deren Folgen und ist im schlimmsten Fall Bindeglied zur
psychosozialen Fachkraft. Jede Tätigkeit eines Peers unterliegt der absoluten
Schweigepflicht, es werden nicht einmal für ihn selbst Aufzeichnungen geführt
und jedes Gespräch wird absolut vertraulich behandelt.
von Dir. Wulf Seiberl
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