TRAIN 2002 Eine nicht alltägliche Übung mit Feuerwehren aus den Bezirken Baden und Lilienfeld, dem ÖRK und dem ASBÖ in Kooperation mit den ÖBB
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Schadenslage:
Aufgrund einer falsch gestellten Weiche fuhr auf
der Leobersdorfer Bahn ein aus Richtung Hainfeld kommender Triebwagen (5047) auf
einen zu diesem Zeitpunkt im Bahnhof Kaumberg haltenden Sonderzug mit 7 Waggons
auf. Durch die Wucht des Aufpralls entgleisten der Triebwagen mit dem vorderen
Drehgestell, die beiden letzten Waggons des Sonderzuges komplett und der
drittletzte Waggon mit dem hinteren Drehgestell. Im auffahrenden Triebfahrzeug
brach Feuer aus und zahlreiche Menschen wurden in den beiden Zugsgarnituren
verletzt. |
Einsatz der Alarmstufe Technisch 3
Als örtlich zuständige
Feuerwehr wurde die Feuerwehr Kaumberg vom diensthabenden Fahrdienstleiter
Volker Plöchl um 14.30 Uhr alarmiert. Ebenso alarmierte dieser die Dienststelle
des Roten Kreuzes in Kaumberg und erstattete Meldung an den Bereichsbahnhof
Leobersdorf. In der Folge wurde der Fahrdienstleiter vom Bereichsvorstand Herrn
Heinz Stejnek als Einsatzleiter der ÖBB abgelöst. Mit dem ersten Fahrzeug (TLF-A
4000) traf auch Einsatzleiter BI Franz Mayerhofer (2. Kdt-Stv. d. FF Kaumberg)
am Unfallort ein. Nach Erkennen des Schadensausmaßes veranlasste dieser sofort
die Alarmierung weiterer Einsatzkräfte woraufhin die Alarmstufe drei ausgelöst
wurde. Nach eingehender Erkundung mit dem EL der ÖBB stand fest, dass die erste
Maßnahme die Rettung der Menschen aus dem brennenden Triebfahrzeug oberste
Priorität hatte. Nach erfolgter Absperrung des Unfallortes rüstete sich ein
Trupp des TLF-A 4000 mit schwerem Atemschutz aus und ging in den
Einsatz.
In weiterer Folge trafen nachrückenden Kräfte der FF
Kaumberg und die alarmierten Feuerwehren aus Hainfeld, Altenmarkt an der
Triesting, Rohrbach, Rainfeld, St. Veit an der Gölsen und Kleinzell ein. Die
Einsatzleitung wurde durch Last Kaumberg errichtet. Aufgrund der
Unübersichtlichkeit der Lage (Der Einsatzort liegt in einer Linkskurve und die
Gesamtlänge der beiden betroffenen Züge betrug über 200 m) entschied der
Einsatzleiter den Einsatz in 2 Einsatzabschnitte aufzuteilen. Die eine Hälfte
der acht betroffenen Waggons wurde in der Folge durch den Feuerwehrkommandanten
der FF Hainfeld HBI Reinhard Hirschhofer und die andere durch den Kommandanten
der FF Altenmarkt an der Triesting HBI Ing. Herbert Cepko geleitet. Aufgrund des
Entschlusses des ÖBB-Einsatzleiters den Zugverkehr auf der Leobersdorferbahn
nicht komplett einzustellen, sondern nur das nebenliegende Gleis zu sperren
mussten die Einsatzkräfte mit äußerster Vorsicht vorgehen und auch sämtliche
Angriffsleitungen unter den Schienen verlegen damit der Zugverkehr aufrecht
erhalten werden konnte.
In Kooperation mit den Einsatzkräften des Roten Kreuzes
und des Arbeiter-Samariterbundes konnten alle im Zug befindlichen Menschen mit
teils schweren Verletzungen gerettet werden. Lediglich eine Person aus dem
brennenden Teil konnte nur noch tot geborgen werden. Besonders hervorzuheben ist
hier die Arbeit des Realistik-Teams des RK Hainfeld, welche in vierstündiger
Arbeit nicht nur die Verletzten realistisch "schminkten" sondern mit diesen auch
die Verhaltensmuster einstudierten.
<!--pagebreak--> Insgesamt
waren 35 Lagedarsteller eingesetzt von denen 28 Verletzungen unterschiedlichen
Grades aufwiesen. Im vordersten Waggon des Sonderzuges befand sich des weiteren
noch eine Schulklasse welche in Panik in den Wald flüchtete und in der Folge von
den Suchhundestaffeln des ÖRK und des ASBÖ gesucht werden musste.
Als weitere Übungseinlagen ließ man auch noch einen
Verkehrsunfall, ausgelöst durch Schaulustige passieren, welcher ebenfalls durch
die vor Ort eingesetzten Feuerwehren abgearbeitet werden musste.
Ebenso fing der erste Waggon des Sonderzuges aus
ungeklärter Ursache im Einsatzverlauf noch Feuer, welches jedoch durch den
vorbildlich errichteten Brandschutz binnen kürzester Zeit gelöscht werden
konnte. Zur Brandbekämpfung sowie zur Rettung der von den Bränden betroffenen
Waggons mussten insgesamt fünf Atemschutztrupps eingesetzt werden. Der
Atemschutzsammelplatz wurde durch die Feuerwehren Kaumberg und Rainfeld
errichtet. Eingerichtet wurde auch eine Pressebetreuungsstelle um die
Journalisten mit ausreichend Zahlen und Fakten zu versorgen und Foto- und
Filmpunkte in sicherer Entfernung zu schaffen sowie um die Einsatzkräfte
ungestört arbeiten lassen zu können. Bei der im Anschluss an die Übung
abgehaltenen Übungsbesprechung zeigten sich die Übungsbeobachter, allen voran
der Bezirksfeuerwehrkommandant von Lilienfeld OBR Helmut Warta und
Abschnittsfeuerwehrkommandant BR Anton Weiss, vom reibungslosen Ablauf sehr
positiv überrascht und lobten den professionellen Einsatz aller Einsatzkräfte.
Auch der erst seit kurzem im Amt befindliche Bezirkshauptmann-Stellvertreter von
Lilienfeld Mag. Andreas Strobl konnte sich ein Bild von der Schlagkraft der
Rettungsorganisationen im Bezirk Lilienfeld machen.
Möglich
wurde diese Übung aufgrund der Tatsache, dass am Bahnhof Kaumberg mehrere
schrottreife Waggons standen, die nur auf den Abtransport warteten und seitens
der ÖBB die Zustimmung zur Beübung erteilt wurde und sich ein engagiertes
Ausarbeiterteam rund um OV Walter Halbwax (er wird diese Übung auch als Projekt
im Rahmen des Feuerwehrausbildungslehrganges nutzen) in den Reihen der FF
Kaumberg fand, die diese einmalige Gelegenheit am Schopf
packten. <!--pagebreak--> Resümee:
Eine Übungslage realistischen Ausmaßes
kann für einen solchen Vorfall sicher nicht wirklich nachgestellt werden
(ineinanderverkeilte deformierte Waggons usw.) dennoch waren die eingesetzten
Kräfte von der aufwendigen Übungsvorbereitung begeistert. Die Zusammenarbeit
zwischen Rotem Kreuz, ASBÖ und Feuerwehr verlief äußerst gut und machten sich
hier die vielen gemeinsamen Übungen der Vergangenheit bezahlt wobei natürlich
immer wieder Verbesserungen gefunden werden. Auch die Zusammenarbeit mit den ÖBB
verlief reibungslos und war für beide Teile sehr aufschlussreich. Die Aufteilung
auf Einsatzabschnitte ist gerade bei einem Vorfall diesen Ausmaßes ein absolutes
Muss um den Einsatzleiter für die Koordination mit den anderen eingesetzten
Rettungsorganisationen frei zu spielen. Absperrungen welche auch durch
entsprechendes Personal überwacht werden sind vor allem zur Abwehr von
Neugierigen und der Presse unbedingt erforderlich und müssen auch in
entsprechender Entfernung errichtet werden um ein wirklich ungestörtes Arbeiten
gewährleisten zu können. Des weiteren ist es - auch für eine entsprechende
Pressearbeit - unbedingt von Nöten, dass der Informationsfluss zwischen den
Gruppenkommandanten, den Einsatzabschnittsleitern, dem Einsatzleiter und der
Einsatzleitung lückenlos funktioniert um hier die gewünschten Informationen
beziehen zu können und auch im Nachhinein eine Übungs(Einsatz)analyse
durchführen zu können. Was die Übung noch gezeigt hat, ist, dass die Arbeiten
der Feuerwehr, vor allem bei der Menschenrettung, annähernd Schulter an Schulter
mit der Rettung erfolgen sollte bzw. die Geretteten so früh als möglich an die
Sanitäter übergeben werden sollten, da die Einsatzkräfte der Feuerwehr nur
bedingt auf den Umgang mit Verletzten (Erste Hilfe, Abtransport) geschult
sind.
Eingesetzte Kräfte:
FF Kaumberg: TLF-A 4000-200,
TLF-A 2000, LF-A, VF, MTF FF Hainfeld: LF-A, SRF FF Altenmarkt/ Tr.: TLF-A
4000, KDO FF Rohrbach/ G.: RLF-A 2000 FF St. Veit/ G.: TLF-A 4000 FF
Rainfeld: LF-A, MTF m. Anh. und ALK FF Kleinzell: LFB-A Insgesamt somit 7
Feuerwehren mit 14 Fahrzeugen und 73 Feuerwehrmitgliedern Des
weiteren: Die Dienstellen Kaumberg, Hainfeld, Rohrbach, Berndorf-St. Veit/Tr.
und Lilienfeld des Roten Kreuzes, die ASB-Dienststelle St. Veit/G. sowie
Suchhundestaffeln aus Wiener Neustadt (ÖRK) und St. Pölten (ASBÖ) mit 13
Fahrzeugen und 30 Sanitätern (davon 1 Kriseninterventionsteam sowie 4 Peers)und
1 Notärztin
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zur Übung
TEXT: BFKDO Lilienfeld - BSB-ÖA V Mario
Mooshammer
FOTOS: Stamberg News & Pictures - FM Christian Kovar
Copyright © by wax.AT - Das Portal für Feuerwehr und Rettungsdienst Alle Rechte vorbehalten. Publiziert am: 2005-01-30 (6473 mal gelesen) [ Zurück ] |